„Ohjee, du Arme“, höre ich oft und denke darüber nach, ob ich an meiner Erzählweise feilen sollte. Ob ich immer ein bisschen Konfetti und Glitzer bereithalten sollte für den Fall, dass mich jemand nach der chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) fragt. Zufriedenstellend wäre für mein Gegenüber vermutlich: „Mir geht es top“ – das sage ich zwar öfter mal, aber das ist maximal die halbe Wahrheit. Also erzähle ich, wie es so ist, das Leben mit CED. Und löse, fast wie ein Erdbeben, einen Mitleids-Tsunami aus. Ich bin aber nicht arm. Im Gegenteil, fühle ich mich gerade ziemlich reich, auch wenn Mister Darm hin und wieder etwas anderes behauptet. Ich bin so glücklich gerade über alles: Gute Luft, sich im kräuselnden Wasser spiegelnde Sonne, gute Freunde, deep talk, fröhliche Musik – sogar mein Job macht wirklich viel Spaß gerade! Ich bin reich an guten Gefühlen und bin reich, weil ich einen Supervisor, meinen Darm, habe, der hin und wieder sagt: Hey girl, time to relax!